ABB investiert in Engineering Software Steyr
ABB hat mit der österreichischen Engineering Software Steyr GmbH (ESS) eine strategische Kooperation für die Entwicklung leistungsfähiger Simulationstools geschlossen, die den Lackierprozess in der Automobilbranche transformieren und die Kosten um bis zu 30 Prozent senken werden. Im Zuge der Zusammenarbeit übernimmt ABB eine Minderheitsbeteiligung an ESS. Finanzielle Details der Investition wurden nicht bekannt gegeben.
«Die Bereitstellung schnellerer und energieeffizienterer Lösungen für den Lackiervorgang ist das letzte Puzzleteil in der Digitalisierung der Fertigungsprozesse in der Automobilindustrie», lässt sich Marc Segura, Leiter der Division Robotics von ABB, in einer Medienmitteilung zitieren. «Die innovativen Lösungen, die wir gemeinsam mit ESS entwickeln, werden den Zeitaufwand für die Fahrzeugentwicklung um bis zu einen Monat verringern und Kosteneinsparungen von bis zu 30 Prozent ermöglichen, was die Hersteller wettbewerbsfähiger, effizienter und resilienter macht. Mit der Lösung kann ein Hersteller, der 300’000 Fahrzeuge produziert, die CO2-Emissionen um fast 17’000 Tonnen* jährlich verringern – das entspricht 19 Erdumrundungen mit einem Passagierflugzeug**.»
Der Lackiervorgang in der Automobilindustrie umfasst typischerweise mehr als 20 Schritte, die von der Entfettung und kathodischen Tauchlackierung bis zum Versiegeln, Lackieren und Trocknen reichen. Jeder Schritt unterliegt verschiedenen Parametern wie Materialviskosität, Haftung und Trocknungszeit, die vor Beginn der Serienproduktion eines neuen Modells getestet und optimiert werden müssen. Jede einzelne dieser Tätigkeiten kann im herkömmlichen Verfahren zeit- und kostenaufwändig sein.
«Für Unternehmen jeder Grössenordnung ist für ihre Innovationstätigkeit wichtig, Zugang zu den richtigen digitalen Tools zu haben», so Dr. Martin Schifko, CEO von ESS. «Die Komplexität dieser Tools am Markt macht es für kleinere Unternehmen derzeit jedoch schwer, das Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen. Wir wollen gleiche Bedingungen für alle schaffen, indem wir Simulationstechnologien für alle Hersteller zugänglich machen. Mit unseren Lösungen können Unternehmen schneller Innovationen entwickeln, die Umweltauswirkungen verringern und in einer anspruchsvollen Branche wettbewerbsfähig bleiben.»
Die Partnerschaft wird es Kunden zudem möglich machen, von der umfassenden Erfahrung der ABB-Division Robotics im Bereich der Autolackierung und ihrem Erfolg mit intelligenten Automatisierungslösungen zu profitieren, wie es weiter heisst. Beispiele hierfür sind die PixelPaint-Technologie mit Inkjet-Lackierkopf für die detailreiche Reproduktion und der digital gestützte Lackzerstäuber «RB1000i-S», der einen Auftragswirkungsgrad von bis zu 99 Prozent erreicht und so den Lack- und Materialverbrauch senkt.
ABB wird die Technologie von ESS in ABB RobotStudio integrieren, die weltweit am häufigsten verwendete Offline-Programmier- und Simulationssoftware für Roboter, die für Desktop-, Cloud- und Augmented-Reality-Plattformen verfügbar ist.
* Eine ABB/ESS-interne Analyse ergab bei einem typischen Energiemix pro Karosserie eine Energieersparnis von 100 kWh und eine Reduzierung der Abfallmenge und Überlackierung um 2,8 kg, was bei einer Jahresproduktion von 300’000 Fahrzeugen zu einer Gesamteinsparung von 16’860 Tonnen CO2 jährlich führt.
** Diese Berechnung geht von einer Boeing 787-8 mit 250 Sitzplätzen und Emissionen im Branchendurchschnitt von 142,25 g pro Meile pro Sitzplatz aus (IBA-Analyse).